Ich liebe es, mit anderen zusammen zu schreiben!
Die Idee von POEMCIRCLE ist einfach:
DREI Leute
DREI Gedichte
Jeder beginnt ein Gedicht zu schreiben und reicht den Anfang an den nächsten weiter. Dieser schreibt weiter.
Die Texte zirkulieren in diesem Kreis, bis sie fertig sind. Wann sie fertig sind, entscheiden alle drei zusammen.
Lust mitzumachen? Super! Lust schon, aber Angst? Noch besser! Melde dich.
Per Mail unter poemcircle1(at)web(dot)de
I love writing together with others! The idea behind POEMCIRCLE is simple:
THREE people
THREE poems
Each begins to write a poem and passes the beginning on to the next. That person continues writing.
The texts circulate in this circle until they’re finished. All three decide together if they are finished or not.
Want to join in? Great! Want to, but are afraid? Even better! Get in touch.
By email at poemcircle1(at)web(dot)de
Tatjana Rienecker / Martina-Riccarda Niklis
Still
In tiefster See,
im ewigen Eis,
pocht leis mit mattem Schimmer,
pocht durch kristallnen
Brautenschleier
erstarrt ein
abgehackter Herzenssplitter.
Und hält mit seiner Zacke
die fahle Sonne
fest.
Strahlfarbe
Sogar jetzt!
Ich bin erstaunt: Drüben,
wo die Bäume stehen
wie Riesen,
erbricht sich das Licht
und spritzt durch meine
Augenlider.
Immer wieder saust knapp vorm Gestrüpp
Duft von frischem Pech,
wie damals als Kind.
Erinnerung an mittelscharfen Senf
auf schwarzem Asphalt:
Wie Ölfarbe ätzte sich das Gelb in meine schwarzen Pupillen und verknüpfte für immer in mir
Senf und Straße.
Straße und Senf.
Schauernd erinnert,
ekstatisch vor Glück
hebe ich mutig die Lider
und sehe wieder
mit all meinen Körpern.
Brennende Reifen
Habet Dahab / T / Martina-Riccarda Niklis
In diesem 15. Poemcircle sind drei Gedichte entstanden und alle drei berühren mich. Ich habe beschlossen, sie alle hier zu zeigen.
T meint: "Das Gedicht "Die Uhr" hat den gewissen Touch; es ist einfach, kurz und deep."
Die Uhr
Klein und auffällig
Steht sie
Nein
Sie hängt
Und sie geht
Ganz leis‘ tick tack
Ich frage mich
Tut sie das
Nur für sich
Tick tack
Ich dreh mich weg
Blick‘ zur Deck‘
Ins Nichts
Endlos
Tick tack
Habet über -Zwischen den Bäumen-: "Das Gedicht hat Leichtigkeit und Schwere zugleich...es ist harmonisch, wie Musik. Es spricht von Freundschaft und Hingabe zur Natur und zu sich selbst, auch im Schattendasein."
ZWISCHEN DEN BÄUMEN
Steh ich stumm.
Wo Äste sich kreuzen
und der Mond sich teilt.
Frag ich: warum?
Umgeben von Schatten.
Steh ich da.
Und ich seh' es tanzen,
das Licht, das einmal war.
Der Baum, ein alter Freund.
Teilt die Erinnerung.
Warm und weich.
Umarmt er mich.
Fremd und vertraut.
Der Anblick, das Licht.
So schön wie einst,
wird es nie wieder.
Ich folge dem Freund.
Verlasse diese Welt.
Und lass mich auf der Erde nieder.
Für die Ewigkeit
Er wollte.
Sie war die Eine.
Wahre Liebe
hat es in sich.
Die Ewigkeit
fordert ihren Preis.
Sie auch.
Sie wollte.
Und doch
ist ein Ende in Sicht.
Rücken an Rücken blicken sie
in andere Richtungen;
und doch:
Ist denn nicht
jeder Moment
für sich
ohne Beginn
und ohne Ende?
Wie der Regen
über dem Ozean.
Johannes M. Sauerbier / Madita Wucherer / Martina-Riccarda Niklis
Johannes über die beiden folgenden Gedichte: "Beide Gedichte sind für mich sehr nachfühlbar und in ihnen kann ich mich ... mit allen meinen Körpern wiederfinden."
Madita über das Gedicht WUT: "In der Kombi aus Farben und Gefühlen und der Entwicklung hin zur Freude, liegt für mich eine besondere Kraft."
Wut
Blaue kristalline
Flüssigkeit
sickert
durch meine Poren
tropft in dein Gesicht
Schwarze klebrige
Traurigkeit
sammelt sich
in den Kratern
Deiner Verletztheit
Rote endlose
Wut
vibriert
in den Tiefen
unserer Wunden
Lila blass
kriecht die
Angst
durch
unsere Gedanken
Blaue weite
Sehnsucht
durchströmt
alle Glieder
unserer Leiber
Grüne helle
Freude
explodiert
in der Tiefe
unserer Herzen
Ritual
Glühende Kohlen
im Dunkeln
Salbei und Rauch
Brennen in den Augen
Einatmen
Ausatmen
Warten auf
die Leichtigkeit
den Schrei
des Adlers
den
letzten
Trommel
Schlag
Isabel Schrepel / Kathrin Düser / Martina-Riccarda Niklis
Kathrin: "Ich bin durch den Poemcircle wieder zum Schreiben, Dichten, Kreieren gekommen. Bin jetzt voll drin. I love it!"
Isabel: Der Poemcircle ist..."eine magische Reise in fantastische Welten, das macht mir so viel Freude, wie diese unendlich große innere Welt in mir erblüht."
FRAGEN INS NICHT
Ich bin eine lebendige Frage.
Wenn ihr mich beantwortet,
sterbe ich.
Ich verstecke mich in dunklen Ecken,
rage hakend aus dem Nicht,
dem Nicht-Wissen,
Nicht-Fassen.
Ich locke.
Wie kann ich lebendig sterben?
Du hast doch sicher eine gute Antwort?
Ich bin eine lebendige Frage.
Wenn Du mich beantwortest,
sterbe ich. Gebärend.
Niemals fasst ihr mich,
fasst meine Kinder nicht
und deren Enkelbrut.
Wir haken weiter,
aus der Dunkelheit.
Locken ins Grübeln,
ins Nicht.
Ich bin eine lebendige Frage.
Ich verbinde euch
wie zäher, klebriger Leim.
Schaffe fette Nähe,
die euch schwitzen lässt
und bibbern wie Kinder im Dunklen.
Ich bin eine starke, lebendige Frage.
Wenn ihr euch umdreht und geht,
mich einfach hängen lasst
und nicht füttert,
treibe ich ab,
schwebe schaukelnd,
verschüchtert hinaus.
Ein sich krümmendes Fädchen
mit winzigem Punkt,
der zurückschaut.
Was alles könnten wir heute gemeinsam gebären?
Karin FU / Kathrin Düser / Martina-Riccarda Niklis
Kathrin über das Gedicht HEADLINES: "Spannungen drin, die auch am Ende immer noch da sind und zwar in mehreren Ebenen. Sie werden nicht aufgelöst. Sondern eher miteinander verknüpft, wie ein Netz."
Headlines
Überall Überschriften.
Über allem große Buchstaben.
Über all den klein gedruckten Worten,
den fein gedachten Ideen
prangt die eine Wahrheit
in dicken Lettern.
SHOPPEN MACHT UNS GLÜCKLICH!
UNS?
schrie ich.
UNS, UNS, UNS?
WHO THE FUCK IS UNS?
Hier habt IHR meine UNSterschrift!
Hier habt IHR eine
MONSTERschrift!
Ich erklär Euch den
Verzicht! Und zwar
auf ALLES.
Auf Sein, auf Haben.
Denn und auf wenn schon.
Sowohl als auch.
Einfach ALLES!
Auf dem Rest könnt Ihr
gerne SITZEN BLEIBEN.
Ich male Euch ein Monster
?
Und renne
Karin wählte das Gedicht WHO THE FUCK aus:
WHO THE FUCK
Wenn ich den Stern
am schwarzen Himmel
genau ansehe,
verschwindet er.
Wer, verdammt! Bin ich?
Ich leuchte aus mir heraus.
Doch komm mir nicht zu nah:
dark, darker, black star.
Verschwind ich im
verschwimm ich mit
dem schwarzen Who.
Huuu.
HuuuuuH!
Huhu? Ist da?
DU da ??
Wenn ich dich genau ansehe,
dir mitten in die Augen schau.
dich treffe im Herzen,
in meinem, in deinem.
Im Sein! Im Being!
Finde ich mich.
Einfach.
Mehrfach
in unzähligen Variationen
meiner
selbst.
Hey,
lass uns von hier verschwinden!
Zu Uns?
Oder zu uns?
This text was written in 12 minutes by Anne-Chloe Destremau, Daniela Bänsch, Jule Hutzler, Martina-Riccarda Niklis, Nicola Scheibitz and Susanne Hutzler.
Feelings
Feeling is different every time.
I’m astonished by how different the same feeling can be only days or hours later.
What I can fear today is different than the terror I felt during my school days and miles away from the tingeling of my feet while I write those lines.
What I can be joyous today is so different than the gladness I felt.
What is the difference between sad and glad? Or mad and glad? Or angry and mad? Is mad really somehow a way to be glad? Tearing away hair.
There is no safety in the ever changing feelings but the safety of changing.
Words are just bullshit.
Words are always just bullshit.
Stop talking.
Stop writing.
Stop thinking.
Esther Large / Isabel Schrepel / Martina-Riccarda Niklis
Isabel sagt: "Für mich ist „Diamonds in the past“ die größte Angst (weil englisch) und intensivste Berührung gleichzeitig. Die Worte sind geflossen, es hat sich gefügt wie Zauberei, Schmerz hat sich in den Kreislauf von Leben eingefügt, alles ist verwoben, Anfang und Ende sind eins. Dieses Werk hat ein eigenes Wesen, es lebt."
(handschriftlich von Isabel)
Esther sagt über "Die meisten Dinge sind unten":
Es geht mir irgendwie in die Seele. Es passt gerade so in mein Leben und gibt Hoffnung für die Zukunft. Obwohl oft manchmal vieles durcheinander geht und man den Weg nicht mehr klar sieht, kann ich mich daran erinnern, dass alles und alle verbunden sind. Oft brauchen wir (oder andere) nur eine neue Perspektive, um wieder Hoffnung zu haben.
Sabse / Ursula Ebner / Martina-Riccarda Niklis
Blauer schöner Himmel
Blauer schöner Himmel.
Gebührend entfernter Zufall.
Hinab in den Tobel sinnen
und auftauchend auf
entspannte Personen treffen.
Blauer schöner Himmel.
Gebührend entfernt Vögel.
Ihr Anblick macht mich sehnsüchtig.
Aufmerksam fühlend denke ich mich fort.
Blauer schöner Tag.
Harmloses Frühlingsgezwitscher.
Gebührend entfernter Blick in mich.
Tiefe und Reinheit.
Unsicherheit und Angst ganz nah beieinander
und am Himmel schönes Blau.
Frieda Tempel / Renate Niklis / Martina-Riccarda Niklis
Erinnerungsfetzen oder: Was vom Traume übrig bleibt
Ic hwusst ega rnich
tdas sic hfliege nkan
nwi eschö ne sglitzer
tvo nd aoben
Ic hwusst ega rnich
tdas sic hschwimm enkan
nwi eei nFischgeh eimnisvoll
eTiefeu ndab solu teStill e
Ic hwusst ega rnich tdas sic
hschwebe nkan nwi eein eFede rleich
tun dunbeschwer tnac hobe
nkein eGrenzen
Der Traumvogel
Sieht mich lange an
Als er hinweggleitet
Sei nBlic kfrisst sich
In meine Augen
Das letzte was ich
Von ihm wahrnehme
Ist ein hohe rSchrei
Sein hoher Schrei
Ein hoher Schrei
Vermischt sich mit
Dem Klingeln meines Weckers
Stille
Ein Atemzug so stark wie das Rauschen des Windes.
Ein Herzschlag so dumpf wie das Galoppieren des Pferdes.
Eine Bewegung so gleichmäßig wie das Tosen des Meeres.
Alles so laut und doch so still in meiner Welt.
Alles so fern und doch so nah in meinem Kopf.
Alles so bunt und doch so grau in meinem Herz.
Vertrau deinem Herzen und deinem Gefühl!
Vertrau dem Leben und der Welt!
Vertrau der Stille und hab Geduld
und alles findet seinen Platz.
Kathy T. / Sophia-Magdalena Hofmann / Martina-Riccarda Niklis
Sophia-Magdalena über FOTO VON DIR:
Für mich ist das Gedicht FOTO VON DIR das, welches die stärksten Reaktionen hervorruft.
Zunächst hat mich das Wort "Hure" getriggert und mich wütend gemacht. Dann gefiel mir der Teil von mir (mit bedacht meiner Wut) unglaublich gut, sowie das darauf Folgende.
Danach als es wieder zu der Hure zurück geleitet wurde, bin ich wieder wütend geworden. Das Ende lässt für mich einiges offen, d.h. dass ich denke, jeder kann sich selbst ausmalen, was das Ende bedeutet.
In diesem Sinne ein mit Wutemotion gefülltes Gedicht für mich. :)
Danke für das Experiment POEMCIRCLE, es hat mich auf viele Emotionen stoßen lassen und es hat mir Spaß gemacht!
Kathy über das folgende Gedicht: "Ich schlage FOTO VON DIR zur Veröffentlichung vor. Es hat mich emotional berührt und bewegt. Gefühlt ist hier beim Schreiben am meisten passiert. Und mir gefällt, was für unterschiedliche Facetten zum Vorschein kommen."
Christian Peter Niklis / Daniela Bänsch / Martina-Riccarda Niklis
Daniela über das folgende Gedicht: "Das Gedicht hat mich sehr fasziniert. Mochte es zu Beginn nicht, hatte keine Ideen dazu. Und Angst, dass mir nichts einfällt. Dann hat es sich so wunderbar entfaltet. Die Strophen ergänzten sich gut, wurden etwas umgeschrieben, Ideen aufgegriffen, angepasst, ausgefeilt. Ein gelungenes Gemeinschaftswerk, wo ich alle drei von uns wieder finde. Diese Erfahrung, dass wir gemeinsam etwas erschaffen, dass einer alleine so nie könnte, fühlt sich echt großartig an. Tolles Teamplay. Und hat viel Spaß gemacht."
ALLTAGSSORGEN EINES SERIENKILLERS
Spiegeleier aus den Augen,
die großen Knochen ausgekocht,
ein Regenmantel aus der Haut.
Bisschen Sauerei mit dem Blut,
in Formaldehyd das Gehirn,
ein Fingernägel-Fensterbild.
Viel Arbeit macht das zweifellos,
und üble Umständ’ sind es auch,
kreativ sein fällt dabei schwer.
Es bleibt kaum noch genügend Zeit,
wohin nur mit dem ganzen Zeug,
wenn gleich um 4 die Putzfrau kommt?
Es klopft, die Putzfrau kommt zu früh,
noch sind die Eier in der Pfann‘,
der Regenmantel überm Stuhl.
Weiter aufräumen geht nicht mehr,
ich biet´ ihr einen Kaffee an,
Bewunderung fürs Fensterbild.
Ich pack es ein und schenk es ihr,
noch schnell den Kaffee für die Frau,
dann weiß ich nicht mehr was passiert.
Kurz schau ich weg, dann wieder hin,
schon liegt sie blutleer da und stumm,
gemeuchelt von der Todesgier.
Es ist und bleibt ein hartes Brot,
zu killen hier, zu metzeln da.
Vergnügen sieht ganz anders aus.
Doch schon mein Vater lehrte mich,
dies alte Handwerk, diese Kunst,
von Februar bis Januar.
Christian Peter Niklis über den Poemcircle: "Jedes Gedicht ist auf seine Art gut, witzig, geistreich oder morbide. Ich habe an jedem Gedicht mit vollem Engagement gearbeitet, alle 3 Gedichte enthalten etwas von meinem Wesen oder meiner Persönlichkeit. Um es anders zu sagen: Alle 3 Gedichte sind auch Christian!"
ALLE EINS
Wer schon einmal mit anderen Männern am Feuer saß,
die tanzenden Flammen beobachtete,
den Stimmen der Herzen lauschte
und dabei die eigene Wahrheit spürte,
der weiß, was Verbundenheit ist.
Wer schon einmal mit anderen Frauen im Regen tanzte,
die nassen Tropfen auf der Haut spürte,
der wilden Freude freien Lauf ließ
und dabei nur noch im JETZT war,
der weiß, was Lebendigkeit ist.
Der ist verbunden.
Der ist lebendig.
Der ist wie das Feuer,
dessen Flammen brennen
klar und heiß.
Der ist wie der Regen,
dessen Tropfen
prasseln auf die Dächer
der Hütten,
in denen wir sitzen
und unsere Kinder füttern.
Der ist Leben.
Der ist jetzt.
Der ist.
Anne-Chloe Destremau / Gabriel Millinger / Martina-Riccarda Niklis
Anne-Chloe about the following poem: "I choose CHASING LIFE. The reason being that I think more people can identify with the crazyness of thinking, sitting, drinking, thinking that something would change and nothing does until the liquid state comes."
Gabriel: "I would like to publish CHASING LIFE because this is what keeps me thinking about me and also about other people. It feels like so many people are rushing without going anywhere."
Chasing life
Sitting. Waiting. Drinking.
Blaaarrb.
What have I been thinking?
Stop! Focus!
Quit thinking around in your mind.
Quit waiting all day for your life.
Wake up. Live. Life is short.
I thought, I would have should have done it.
Thought, I could have must have won it.
I can't stop feeling as if I'm running!
It's so stunning.
Somewhere is an even faster track.
Somewhere is an old strong tree.
At the moment of extreme tension,
I press the accelerator pedal onto the ground and,
with my eyes open,
fixate exactly the middle of the old trunk.
The explosion is huge, the single parts
spray in all directions.
A radical stop
from 100 mph to 0 mph.
Everything...to nothing.
Life...to death.
Light...to absolute darkness.
Silence
Everything that burns is not real
They claim
Then nothing is real
Because I burn and burn
And of me nothing is left
Deafening is the silence
Sitting. Waiting. Drinking.
What have I been thinking?
Martina about the following poem: " I choose UNDERGROUND FORESTS because it is calm and deep. It's underground."
Underground forests
Bodies are hanging
On your branches
Tree of the dead
Anchored by memories
Fed by tears
Sitting in your shadows
We drink sweet wine
The elixir works it magic
Blood changes to blessings
My assumptions reel
And you endure the transformation and observe
Who are we without death striking down each moment?
Sitting together we find out
What makes our live worth living
Being love?
We are gods. We are endless.
We are beginningless.
We are meaningless.
We are lifeless.
Deathless.
We are now.
We are.
Silence.
Nothing.
Oh.
Adriana / Karin FU / Martina-Riccarda Niklis
Adriana über das folgende Gedicht: "Mein Favorit ist DURST. Es ist so wild und ungestüm und hat eine ganz eigene Lebendigkeit bekommen."
Durst
Ein Gedanke blitzt auf
Ein harmloses Sehnen
Doch alles andere füllt schneller meinen Kopf
Dann...
Ein vernehmbares Klopfen
Da wartet noch etwas auf Zufriedenstellung
Will Gehör sich verschaffen
Klopft lauter
I don‘t want to hear you
Stop knocking now!
Just shut up and leave me alone
Und ich mache schnell noch zwei Termine aus
Jedoch wie ein kleines Tierchen
Nagt das Sehnen in mir
Hinten in der Kehle
Kratzt und klopft und wird größer
So lange bis ich
Schreie
Tobe
Mich aufbäume
Den Sturm aufziehen lasse bis die Flutwelle alles niedergewalzt hat
Bis nichts mehr übrig ist als dunkles Schweigen
Und da bin ich
Nackt und atmend
Nur Stille kleidet mich
Bedeckt die Zeichen
Die der Sturm hinterließ
Dann ein Versuch
Ich schlucke
Räuspere mich
Bin glücklich über das leichte Kratzen
Ganz hinten
Und ich weiß
Ich lebe
Karin FU über das folgende Gedicht: "Ich mag das Gedicht, weil es eine Verbundenheit ausdrückt mit der Unendlichkeit."
Wann man einen Baum umarmt
Unperfekt lehne ich mich an dich,
warmes Ohr an
kühle Rinde.
Unwiderstehlich stumm
bleibst du immer länger als ich.
Unumstößlich ragen deine Wurzeln
weiter als meine Gedankenkreise.
Unvergänglich welken jedes Jahr deine Blätter,
zeigst du verblümt dann Fortschreiten.
Unsicher leg ich meinen Kopf an dich,
unerfahren mit der Ewigkeit,
der du erwächst,
an der ich teilhabe für eine kurze Zeit
in all meiner Unzulänglichkeit.
Christian Weitbrecht / Tobias P. / Martina-Riccarda Niklis
Tobias über das folgende Gedicht:
"Meine beiden Vorschreiber schütteten hier reichlich Wasser einen kaskadenartigen Wasserfall hinunter, das fühlte sich rauschhaft an und ergreifend. Ob ich da würde mitschütten können, und in einem passend fortsetzenden Stil? Doch, es ging, und passte, und wurde angenommen. Und so verschieden wir drei wohl sind, so stimmig schufen wir hier in zwei Runden einen gemeinsamen Text, der jede(n) von uns enthält und etwas anderes geworden ist als eine(r) von uns allein gefunden hätte."
Die Wirklichkeit ist auf lästige Weise komplizierter
Wir erschienen uns
als aufgeweckte Sturmgesellen, als muskulöse Wortgewaltige.
Aus empörungsverliebter Kritik,
nicht durch Urteilskraft gebändigt,
saugten wir wirkmächtigen Nektar.
Aus der dreisten Selbstdarstellung
eigenen jugendlichen Liebreizes
spannen wir arglose Träume.
Denn die wahre kraftvolle Weisheit
kam von uns, den berechtigten Entjungferern
unentdeckt brillianten Gedankenguts!
Wir empfingen unsere Kinder
aus den Armen faszinierter Schönheiten,
die an unseren Lippen hingen
wie schmückende Kletten.
Aus lebenden Steinen und sprechenden Wurzeln
bauten wir Wohnstätten oben
auf windumspülten zerklüfteten Berghängen
mit unserer nicht zuendegehenden Kraft.
Denn von dort oben, auf den Höhen,
konnte jeder unser Brüllen
freigelegter verstörender Wahrheiten vernehmen!
Endlich gelangten wir an einen Fluss,
dessen anderes Ufer uns unerreichbar schien
und doch verlockend.
Und wir begannen, Brücken zu bauen, ein jeder die seine.
Am neuen Ufer trafen wir andere Menschenwesen.
Sie sprachen in einer Lichtsprache alter Weisheit.
Wir lauschten ihren Worten und fassten Vertrauen.
Oh, das schmerzte erweckend:
Unsere Gedanken waren linear
unsere Selbstdarstellung überheblich
unsere Träume wenig visionär
unsere Weisheit jugendlich
unsere Gefühle taub
unsere Beziehungen ohne Nähe
unsere Herzen verschlossen.
Dabei hatten wir uns doch immer
wahrhaftig bestätigt
wie wahr unsere Mythen sind!
Denn diese lichtverbundenen Geschöpfe
mit den hellgrün kristallenen Augen
sahen direkt in unsere schlagenden Herzen,
und mit ihren spärlichen Wörtern
trafen sie unsere hilflose Weisheit
wie Pfeile das sich bewegende Ziel.
Und unsere unsichtbaren Gefühle
legten sie frei, so restlos frei, bis diese
vor uns lagen wie blutende junge Vögel
und wir uns endlich
nicht mehr
helfen konnten
selbst.
So öffneten sich für uns neue Mühen und Wege,
sie führten durch Sumpf und Morast,
durch manche Entsagung und Enttäuschung.
Uns begleitete dieser Blick
aus den hellgrünen Augen
vor uns,
in ihm sahen wir Welten und Ziele,
und ein Wort klang in uns:
MENSCH.
Der Sturz
Verloren, einsam,
im dunklen Grund,
erfuhr ich Leere.
Leere war besser
als das, was ich
davor gefühlt hatte…
Angekommen…froh
unverletzt zu sein,
keimte neue Angst:
Was weiter?!
Einzig die Neugier
ließ mich den Kopf erheben.
Um mich selbst zu sehen
im leeren Nichts:
die schillernde Hülle
stumm und taub.
Nun begann das Suchen,
Tasten, Finden,
und Licht keimte
unter der Haut,
erhellte mich selbst,
erhellte den einst
dunklen Grund.
Erhellte die Leere.
Erhellte die Angst.
So fand ich andere,
die das Licht nicht sahen,
ihre Haut
war noch trocken und leer,
sie glaubten nicht
an sich selbst
und nicht an einander.
Verloren, einsam,
im dunklen Grund,
erfuhren sie Leere.
Elke Barelmann / Lara R. / Martina-Riccarda Niklis
be-come
Listen to the quiet smiles
(You shall take the smallest dose)
Place your ear on frozen tiles
Face their wisdom, eat their prose
Make them useless, make them glow
But don't breathe the earthy fog
Upside-down the world is slow
And within the root will rot
Thinking doesn't equal feel
Come after the path of tears
What you feel is what you’ll be
And some words are bloody spears
See who sits around the fire
It‘s the king with bright blue eyes
Here’s a beggar and we dance
Through the glowing coals at night
FEUERLAND
Ich laufe rückwärts.
Immer dem siebten Halswirbel nach,
hieß es doch
damals in der Zukunft.
Was war kommt immer näher
und die Gegenwart
rückt in weite Ferne.
Doch nun:
U-Turn,
ich laufe vorwärts in die Vergangenheit,
halte an der Gegenwart an,
laufe rückwärts in die Zukunft.
Mache was ich will.
Spiele,
kann frei entscheiden,
wo ich wann sein möchte.
Und ich weiß nicht, wo ich bin.
Nur, dass es hier richtig ist.
An diesem Ort,
der in Flammen steht.
Dieser Ort, der doch keiner ist.
Kein Ort.
Keiner.
Keine.
Kein.
Kei.
Ke.
K.
Tara Sophie Kaletsch / Karsten Ugelvik / Martina-Riccarda Niklis
PRESSURE
pushing down on me
pushing down on you
I know that you just sang this part.
PRESSURE
I wanna move and I can't
I'm just watching how the walls come closer and closer.
I'm not good with small rooms.
PRESSURE
I'm stuck
Between the thick walls of my brain
Although I'm not good with small rooms.
PRESSURE
I'm gasping for air.
Heavy weight upon my chest.
No more room for air.
So I secretly go inside
through the inner corner of my left eye.
Pass the nose, go through my neck
and slide on warm mucous membranes.
Down into my stomach,
where the intestinal loops surround me
like a forest.
Here I lie
down under a tree.
Nobody noticed
my disappearance.
Nobody noticed my numbness
Nobody heard my silent screams
If nobody heard me
Did I actually fall?
Was the pain real?
Who is the person asking these questions?
Can I even mention the fact that a penis penetrated my vagina as I was lying there as soil and clay and stones and grass and water and little ants crawling all over my paralyzed body and dying dignity?
Can I even talk about it?